Aquinas Ethik GrundlegungAristotelisch-thomistische Handlungstheorie und Ethik

Paul Natterer
Reihe: Aufsätze zur Philosophie

2008 [1998]
28 Seiten
Sprache: Deutsch
Ausgabe: PDF-Datei
Format: 22 x 15,5 cm

 

Datenübermittlung:

Aristotelisch-thomistische Handlungstheorie und Ethik

 

Artikelbeschreibung

Die Handlungstheorie und Ethik von Thomas Aquinas ist eine Rezeption der aristotelischen Theorie, die Aristoteles bis ins Detail ernst nimmt und rekonstruiert – angereichert um stoische und christliche Elemente. Diese handlungstheoretische Grundlegung der Ethik bei Thomas von Aquin, also die Entsprechung zur kantischen Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, ist Thema des Textes. Für mit der kantischen Handlungstheorie Vertraute treten die Unterschiede, aber noch mehr der wirkungsgeschichtliche Zusammenhang, unmittelbar ins Relief. Orientierend hierzu ist W. Kluxen: Philosophische Ethik bei Thomas von Aquin, Hamburg, 2. Aufl. 1980 und L. Honnefelder: Gewissen als implizite Axiomatik. Zur Lehre vom Gewissen und Gewissensurteil bei Thomas von Aquin. In: W. Huber et al. (Hrsg.): Implizite Axiome. Tiefenstrukturen des Denkens und Handelns, München 1990, 117-126, sowie A. Anzenbacher: Einführung in die Ethik, Düsseldorf 1992, 43-170.

Maßgebliche Quellen sind Thomas Aquinas: Kommentar zur Nikomachischen Ethik des Aristoteles (In Ethicam); Quaestiones disputatae de veritate XVI und XVII; Quaestio disputata de virtutibus in communi, insbes. Art. 6.; Theologische Summe 1 II, Quaestiones 1-21; 90-108 (Lex-Traktat). Die Texte behandeln wie die kantische Grundlegung zur Metaphysik der Sitten oder Kritik der praktischen Vernunft nur und genau die rationale Prinzipientheorie der menschlichen Praxis. Nicht thematisch sind somit einerseits die Ebene des positiven Gesetzes (lex humana), andererseits die Ebene der spezifischen Vorgaben oder Gesetze der prophetischen (mosaischen / christlichen) Offenbarungsreligion (lex divina) [vgl. Theologische Summe 1 II, qu. 91].

Grundsätze dieser Ethik:

  • "Regel und Norm der menschlichen Akte ist die Vernunft" [Theologische Summe 1 II, qu. 90, art. 1, corp.]
  • "Der Mensch als Individuum ist ein Teil der autarken Gesellschaft: Deswegen muss das Gesetz zwangsläufig die Organisation der Lebenswelt in Richtung auf das gemeinsame Glück betreffen." [Theologische Summe 1 II, qu. 90, art. 2, corp.]
  • "Alle jene Gebote und Verbote gehören zu den Vorschriften des Naturgesetzes, welche die praktische Vernunft von Natur aus spontan als menschliche Güter identifiziert." [Theologische Summe 1 II, qu. 94, art. 2, corp.]
  • "Die positive Handlungsdisposition [= Tugend] perfektioniert die entsprechende Kompetenz und steigert so die Leistungsfähigkeit einer jeden Sache bis zum Maximum [...] Das Maximum der Leistungsfähigkeit einer jeden Kompetenz ist notwendig das Gute, denn jedes Schlechte hat einen Defekt, weshalb auch ... alles Schlechte schwach ist.“ [Theologische Summe 1 II, qu. 55, art. 3, corp.]
  • "Der Mensch kann von einem anderen nur Rat im allgemeiner Hinsicht empfangen; aber dass das Urteil im konkreten Handeln selber richtig ausfällt, das kommt allein aus der richtigen Steuerung durch die eigene Klugheit.“ [Quaestio disputata de virtutibus in communi, Art. 6, obiectio 2 und ad 2]

Das Papier bietet eine systematische Rekonstruktion der Grundlegung der Ethik bei Thomas von Aquin in Entsprechung zur kantischen Grundlegung zur Metaphysik der Sitten.