R10. Tora in  Monarchie - Untergang - WiederaufbauDie Tora in Monarchie — Untergang — Wiederaufbau

Paul Natterer
Aufsätze zur Orientalistik

[auch in Edition novum studium generale Bd. 9]

2010
30 Seiten
Sprache: Deutsch
Ausgabe: PDF-Datei
Format: DIN A4

 

Datenübermittlung:

Die Tora in Monarchie — Untergang — Wiederaufbau

 

Artikelbeschreibung

Zweiter Tempel [WikiCommons]Referenzwerke zur Tora [Pentateuch] in der Epoche des letzten vorchristlichen Jahrtausends sind die Königsbücher und Chroniken (1050–430 v. C.). Sie sind für eine religionsphilosophische Analyse der Tora zu berücksichtigen und nicht vernachlässigbar. Denn sie sind „eine erste Auslegung der Tora“ und zwar eine „Toraauslegung, die die Form von Geschichtsschreibung angenommen hat“ (Zenger, E. / Fabry H.-J. / Braulik, G. et al.: Einführung in das Alte Testament, Stuttgart 7. Aufl. 2008, 193–194). Die Bücher gehören zu dem Textkorpus, das in der hebräischen Bibel unter dem Namen Vordere Propheten auftritt, da es sich (i) um prophetisch oder theologisch gedeutete Geschichtsschreibung handelt, (ii) Propheten selbst zu diesem Geschichtswerk beigetragen haben und prophetische Überlieferungen dominieren (Zenger et al. a.a.O. 2008, 241), (iii) prophetische Gestalten über weite Strecken im Zentrum stehen (Samuel, König David, Elija, Elischa, Jesaja) und (iv) gilt: „Die Königsbücher zeigen schließlich den geschichtlichen Hintergrund für das Wirken der vorexilischen Schriftpropheten.“ (Deissler, A. / Vögtle, A. (Hrsg.): Neue Jerusalemer Bibel, Freiburg / Basel / Wien 2000, 261) [Bild oben, GNU FDL: Modell des Zweiten Tempels in Jerusalem von 515 v. C., den Herodes der Große unter Heranziehung führender griechischer, römischer und ägyptischer Architekten seit 19 v. C. zu einer nach Größe und Ausstattung einzigartigen Gesamtarchitektur mit monumentalen Säulenhallen um den Tempelplatz ausbauen ließ. Der Um- und Ausbau war eines der weltweit größten Bauprojekte des 1. Jh. n. C.]

Diese Bücher sind eine „Meta-Theorie über Bedingungen, Sinn und Ziel von Geschichte überhaupt“ (Zenger a.a.O. 2008, 190). Dies ist die spezifische Kompetenz  und gewissermaßen das Alleinstellungsmerkmal dieser Geschichtsschreibung.

Als Referenzrahmen und Anker für die geschichtliche Abfolge haben wir nun von 1180 v. C. (und schon 1432 v. C.) an bis 609 v. C. (Ende des assyrischen Reiches) eine exakte Assyrische Chronologie in Form der Regierungszeiten der Könige (K. Kitchen: On the Reliability of the Old Testament, Grand Rapids / Cambridge 2006, 22, 88). Sie wird fortgesetzt durch die Babylonische Chronik resp. Jahrbücher von 747 bis 224 v. C. (Kitchen a.a.O. 2006, 46). Da die assyrischen Könige auch die Namen ihrer Feinde in den Berichten nennen, haben wir so seit 853 v. C., dem Beginn des assyrischen Engagements in der Levante, eine sehr deutliche chronologische und historische Situation. Daneben haben wir eine zweite unabhängige Ägyptische Chronologie ab dem Neuen Reich 1550 bis 525 v. C. (persische Eroberung) (ebd. 22/23).

Ein erstes Schlaglicht auf den Abgleich dieses Referenzrahmens mit unserer Literatur ist dieses: „We find in Kings a very remarkably preserved royal chronology, mainly accurate in fine detail, that agrees very closely with the dates given by Mesopotamian and other sources [...] Out of twenty foreign rulers … all but two … duly turned up in the external records available to date […] This is a highly satisfactory standard […] Some nine out of fourteen Israelite kings are named in external sources [...] The time-line order of foreign rulers in 1–2 Kings, etc., is impeccably accurate, as is the order of the Hebrew rulers, as attested by the external sources […] The sources themselves show clear affinities in the kind of records used. Ancient kingdoms (large and small) did maintain running records (daybooks, etc.), exactly as were the annals (or daybooks) of Israel and Judah that are regularly cited as references by Kings and Chronicles" (Kitchen ebd. 2006, 31, 62-64).

Die fachübergreifende Diskussion in dem vorliegenden Papier enthält diese Abschnitte:

(1) Methodologische Vorbemerkungen zum Geschichtswerk der Königsbücher und Chroniken (1050 – 430 v. C.)

(2) 1 + 2 Samuel: Samuel und König Saul (1050 – 1010 v. C. / 1 Samuel 1–15/31) – Biographie König Davids (1030/1010 – 970 v. C. / 1 Samuel 16–31 + 2 Samuel 1–24)

(3) 1 Könige 1–11: König Salomo – Philosophie – Tempelbau – Fernhandel (970 – 931 v. C.)

(4) 1 Könige 12–22 + 2 Könige 1–17: Geteilte Monarchie – Omriden / Ahab – Elija – Untergang Israels (Samarias) – Elischa (930 – 721 v. C.)

(5) 2 Könige 18–25: Südreich Juda bis zum Untergang: Assyrische Bedrohung und Jesaja – Manassischer Synkretismus – Joschijanische Theistische Reform – Zerstörung und Deportation (721 – 587 v. C.)

(6) 1 und 2 Chronik: Geschichtstheologische Rekapitulation von Vorgeschichte, Frühgeschichte, Exodus und Dynastischer Geschichte von Genesis bis 2 Könige

(7) Esra und Nehemia: Wiederaufbau – Zweiter Tempel – Theistische Kultgemeinschaft – Endredaktion der Tora.