L6 Carnap Quine KantCarnaps Weg vom logischen Empirismus [Extensionale mathematische Logik] zum logischen Rationalismus [Intensionale Begriffslogik]

Paul Natterer
2009
4 Seiten
Sprache: Deutsch
Reihe: Aufsätze zur Logik und Wissenschaftstheorie
Ausgabe: PDF-Datei
Format: DIN A4

 

Datenübermittlung:

Carnaps Weg vom logischen Empirismus zum logischen Rationalismus

Artikelbeschreibung

In der Grundlagenforschung des 20. Jahrhunderts zeigte sich: Trotz der Unmöglichkeit einer scharfen Trennung analytischer Vernunftwahrheiten und synthetischer Tatsachenwahrheiten in der Umgangssprache, ist die Unterscheidung methodologisch unverzichtbar (analytische Wahrheit ist relativ zu einem stets vorauszusetzenden definierten Bezugssystem) und somit erkenntnistheoretisch Fakt: "Quines Behauptung, daß es für Natursprachen keine exakte Grenze zwischen analytischen und synthetischen Aussagen gibt, kann als ... ausreichend gesichert angenommen werden [...] Analytische Sätze gibt es nur relativ zu einem ... Bezugssystem“, d.h. „auf eine Sprache ..., die in bestimmter Weise interpretiert ist, deren logische und deskriptive Konstanten also eine feste Bedeutung haben“ wie in Logik, Mathematik und Wissenschaftssprachen (Kutschera: Sprachphilosophie, 2. Aufl. München 1975, 115–116).

Dann gilt aber: "Die allgemeinsten Begriffe wissenschaftlicher Theorien und die Sätze, in denen sie vorkommen, sind allgemein im strengen Sinne und nicht von bloß numerischer, extensional zu interpretierender Allgemeinheit (Popper 1935 [Logik der Forschung, Wien], Kap. 3, §§ 13–15) Sie können als Meinungspostulate nur begriffsanalytisch determiniert werden (Carnap 1947 [Meaning and Necessity, Chicago])“ (Seebohm: Philosophie der Logik [Handbuch der Philosophie Bd. 5], Freiburg/München 1984, 51). Vgl. auch Schulz: Wie sind analytische Sätze a priori möglich? In: Kant-Studien 59 (1967), 499–519; Churchland: A Neurocomputational Perspective. The Nature of Mind and the Structure ofScience, Cambridge (Mass.)/London (Engl.) 1992, 139–151, 281–295; Linsky / Zalta: Naturalized Platonism vs. Platonized Naturalism. In: Journal of Philosophy 92 (1995), 525-555; Boghossian/Peacock: New Essays on the A Priori, Oxford 2000; Hanna: Kant and the Foundations of Analytic Philosophy, Oxford 2001, und Friedman: Dynamics of Reason. The 1999 Kant Lectures at Stanford University, Stanford 2001.

Auch in der Linguistik sprechen Chomsky, Katz, Fodor und Pinker vom Forschungsdesiderat einer „noch zu entwickelnde[n] universalen Semantik ... in der die Begriffe und die Relationen zwischen ihnen in sehr allgemeiner Weise analysiert werden“ (Chomsky: Sprache und Geist, Frankfurt a. M. 1970, 101–102). Die hier angesprochene Fehlanzeige hinsichtlich der „Untersuchung der universalen Semantik, die sicherlich für eine vollständige Erforschung der Sprachstruktur entscheidend ist“ (Chomsky 1970, 162), ist aber bekanntlich gerade der Schwerpunkt der kantischen formalen und transzendentalen Logik.

Die zentrale und unabdingbare Rolle der intensionalen Begriffslogik oder des Materialanalytischen wird besonders deutlich am Schicksal des Grundbuches des modernen wissenschaftstheoretischen Positivismus oder Empirismus, Carnaps Der Logische Aufbau der Welt, 2. Aufl. Hamburg 1961 [1928]. Hierzu dieses weiterführende Skript.