Fiktives Känozoikum

Die Datenbasis von Geologie, Paläontologie und Archäologie zur Hypothese des fiktiven Känozoikums (Tertiär und Quartär)

Paul Natterer
2019 [2014]
34 Seiten
Sprache: Deutsch
Reihe: Sonderdruck aus Wissenschaftsphilosophie der Historischen Geologie [= Ergänzungsband zur Philosophie der Biologie]. E-Version.
Ausgabe: PDF-Datei
Format: 15,5 x 22 cm

 

Datenübertragung:

Datenbasis zur Hypothese des fiktiven Känozoikums

Artikelbeschreibung

Es wurde schon andernorts gesagt: Logiker und Wissenschaftstheoretiker müssen bei näherer Betrachtung auf einen Nachholbedarf an Methodenreflexion in der Historischen Geologie erkennen. Bei deren Gegenstand handelt es sich nach dem derzeitigen Standardhandbuch um „geologische Fakten und Prinzipien [...,] die Voraussetzungen für das Verständnis der Entwicklungsgeschichte unseres Planeten und seines Lebens“ sind (S. M. Stanley: Historische Geologie, Heidelberg / Berlin / Oxford, 1994, 1).

Es erscheint unausweichlich, in diesem Feld bestehende Denkmuster und Forschungsparadigmen dem rapide zunehmenden neuem Datenmaterial anzupassen, sie damit aber auch zu hinterfragen und weiter zu entwickeln. Den dabei auftretenden Widerstand der wissenschaftlichen Orthodoxie überwinden aber in der Regel kreative Persönlichkeiten und neue aktive Entwicklungszentren an den offenen Grenzen eines Sozialsystems. Für die hier in Rede stehende (und das bestehende Glaubensgebäude herausfordernde) Hypothese steht in der deutschsprachigen Wissenschaftsgemeinschaft insbesondere der ausgewiesene Experte zu physikalischen Datierungsmethoden, Diplom-Physiker Christian Blöss, mit Ceno-Crash, Berlin 2000. In Kurzform und angewandt auf die drei Kernsätze der konventionellen Historischen Geologie postuliert er 

(1) im Blick auf den Uniformitarismus, dass im Tertiär statt langsamer gleichförmiger Prozesse im Gegenteil schnellste Agglomeration und Ablagerung gewaltsam verfrachteten Gesteins und Schlamms vorliegen (Blöss 2000, 67). Tertiäre Schichten, v.a. das Pleistozän und Holozän sind in genauer geologischer Analyse Ereignisse, sind Momentaufnahmen, keine Epochen (Blöss 2000, 117).

(2) Im Blick auf das Prinzip der regelmäßigen zeitlichen Superposition der Ablagerungen zeigt tertiäres Gestein im Gegenteil horizontal nur Inselvorkommen (Beckenmulden) und vertikal nur Teilsequenzen, die z. T. lokal durchmischt sind (Blöss 2000, 126). Blöss erinnert an Stephen J. Goulds Die Entstehung der Tiefenzeit, wo dieser die Ablagerungssituation als einen komplexen Flickenteppich in isolierten Becken beschreibt (Blöss 2000, 127).

(3) Im Blick auf das Prinzip der zeitlichen Artenfolge resp. der dynamischen Komplexität (also fortschreitend komplexere Arten in der Erdgeschichte) weist die pleistozäne Fauna im Gegenteil eine ultrarasche Entwicklung von kurzlebigen Arten auf (Blöss 2000, 129). Speziell die Säugerfauna ist so provinziell und örtlich, dass sie ohne großen Nutzen für die Biostratigraphie ist (Blöss 2000, 131). Der schon erwähnte Paläontologe und Geologe S. J. Gould sagt daher in seinem weiteren bekannten Werk Illusion Fortschritt, dass evolutionäre Höherentwicklung im Tertiär unverträglich mit den Daten ist (Blöss 2000, 131). Der Fortschrittsglaube ist hier „pure Illusion“ (Gould, vgl. Blöss 2000, 133). Alle Unpaarhufer und besonders die Pferdestammlinien degenerieren im Tertiär und verlieren an Artenvielfalt (seit 10 Mio. Jahren) statt des postulierten Fortschritts und es lässt sich keine eindeutige zeitliche Abfolge ausmachen (Blöss 2000, 131-132). 

Blöss und andere kompetente Kritiker halten somit die 60 Mio. Jahre Tertiär und die 1 Mio. Jahre Eiszeit für nicht nachgewiesen und nach dem Ausweis der Daten und Fakten wahrscheinlich fiktiv. Die „Datierungen von Tertiär und Quartät [sind] von Anfang an rein hypothetisch“ (Blöss 2000, 112). Sie sind theoretisch ausgerichtet an der Arbeitshypothese des Aktualismus und methodisch am Anteil rezenter mariner Muscheln und Fische in den Schichten (Blöss 2000, 115) – für die Ära der Säugetiere.

In unserem Papier werden hierzu folgende Themen behandelt. Die Darstellung wurde 2019 leicht überarbeitet:

  • Hintergrund und Anlass der Hypothese
  • Geologische Datenbasis
  • Paläontologische Datenbasis: Menschenfunde und Artefakte in Tertiär und Mesozoikum
  • Archäologische Datenbasis
  • Bevölkerungsentwicklung
  • Technisch-kulturelle Entwicklung
  • Hinterlassenschaften an Steinwerkzeugen
  • Zahl der Siedlungsplätze
  • Evidenzstratigraphie