A6.Eudaimonologisches Gottesargument ErgZur aktuellen Diskussion des eudaimonologischen Gottesargumentes bei Dennett und Wilson

Paul Natterer
Aufsätze zur Religionsphilosophie

2008
14 Seiten
Sprache: Deutsch
Ausgabe: PDF-Datei
Format: DIN A4

 

Datenübermittlung:

Eudaimonologisches Gottesargument bei Dennett und Wilson

 

Artikelbeschreibung

S. Freud []Der eudaimonologische Beweis geht aus dem nur durch das Absolute zu befriedigenden Glücksverlangen des Menschen. Er wird v.a. mit Augustinus in Verbindung gebracht. Seine confessiones gelten als klassische Darstellung des Arguments. Das Argument verarbeitet Augustinus' nachhaltig empfundene Erfahrung, dass  Erkenntnishunger, Lebensdurst und Liebeshunger der Menschen keine endliche Realität stillen kann, nur das göttliche Absolute. Augustinus in de vera religione [Über die wahre Religion] XXI/112: Immanente, zeitliche, weltliche Dinge und Personen sind gewissermaßen zersplittert und zerfetzt im Raum und im Kommen und Gehen der Zeit, und führen notwendig zur Enttäuschung, wenn sie in sich isoliert gesucht werden. Und doch ist der Mensch nur dann zufrieden, wenn er alles hat, was er ersehnt, v.a. hinsichtlich elementarer Ursehnsüchte wie Liebe, Freude, Frieden, welche im prophetischen Monotheismus als die drei wichtigsten Wirkungen des Geistes Gottes angesprochen werden (vgl. Galaterbrief 5).

Wolfgang Stegmüller (Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie, IV: Kripkes Wittgenstein. Empiristischer Vorstoß ins Normative und Transzendente, Stuttgart 1989) stellt dem Argument die drei Hauptvarianten der modernen Religionskritik entgegen, Feuerbachs und Marx’ Projektionsverdacht und Anthropomorphismuskritik (1989, 447–450), Nietzsches Ressentimentverdacht und Jenseitskritik (1989, 448–450), sowie Freuds Neuroseverdacht und Ideologiekritik (1989, 448–450) [Foto oben; gemeinfrei: S. Freud]. Eine der vielleicht besten Gegenkritiken vom theistischen Standpunkt ist Richard Schaeffler (Die Religionskritik sucht ihren Partner. Thesen zu einer erneuerten Apologetik, Freiburg/Basel/Wien 1974), die nach inhaltlicher Argumentation und Methode dem kantischen Kritizismus verpflichtet ist.

Aber auch in der gegenwärtigen evolutionsbiologischen Religionsforschung erfährt das eudaimonologische Argument eine interessante Rezeption und Rekonstruktion. Federführend sind dabei Daniel C. Dennett, der eine naturalistische Theorie der Religion vorgelegt hat: Breaking the Spell: Religion as a Natural Phenomenon, New York/London 2006. sowie David S. Wilson: Darwin's Cathedral - Evolution, Religion, and the Nature of Society, Chikago 2002. In dem Skript finden Interessierte mehr dazu.