Aufsätze zur Religionsphilosophie
Zum ontologischen Gottesbeweis in der neuzeitlichen Schulmetaphysik, in Kants intellektuellem Werdegang und in der Neuscholastik
Paul Natterer
Aufsätze zur Religionsphilosophie
2018 [2008]
3 Seiten
Sprache: Deutsch
Ausgabe: PDF-Datei
Format: DIN A4
Datenübermittlung:
Der ontologische Gottesbeweis in der Neuzeit
Artikelbeschreibung
Der wichtigste Referenztext für die gegenwärtige Diskussion des ontologischen Argumentes ist Kants Kritik der reinen Vernunft, Transzendentale Dialektik, 3. Hauptstück: Das Ideal der reinen Vernunft, 4. Abschnitt: Unmöglichkeit eines ontologischen Beweises vom Dasein Gottes (KrV B 620—630). Kant setzt sich mit dem Beweis in der Form auseinander, die er von René Descartes [1596—1650] und G. W. Leibniz [1646—1716] erhalten hat.
Ursprünglicher Ideengeber des ontologischen Arguments ist zwar Anselm von Canterbury (ca.1033—1109) in der 1077/78 verfassten Schrift Proslogion. Neuere Forschungstendenzen gehen nun aber mit einiger Plausibilität dahin, dass Anselms Argument letztlich als Variante des ethikotheologischen und ideologischen oder noologischen Gottesbeweises zu lesen sei, sodass sich hierfür auch systematisch eine eigene Behandlung außerhalb der sonstigen Wirkungsgeschichte nahelegt. Vgl. E. Recktenwald: Die ethische Struktur des Denkens von Anselm von Canterbury, Heidelberg 1998, und Ch. Göbel: Fides und Ratio bei Anselm (1033-—1109) und Augustinus. In: N. Fischer (Hrsg.): Augustinus: Spuren und Spiegelungen seines Denkens, Hamburg 2009, 37—69.
Das kosmologische Argument erfuhr in der v.a. von Christian Wolff geprägten deutschen Schulmetaphysik (17./18. Jh.,) und auch in der Neuscholastik (19./20. Jh.) diese Umgestaltung oder Erweiterung, dass die bei Thomas Aquinas begrifflich unbestimmte existentielle Notwendigkeit eines notwendigen absoluten Wesens (ens necessarium) über den Zwischenschritt einer begrifflich eingesehenen Notwendigkeit (essentia) erreicht werden soll: Das notwendige Wesen ist ein Sein, das kraft seines Wesens existiert (ens vi essentiae suae existens); und dieses ist deswegen transzendent und einzig.
Auch Kant teilte zunächst sehr engagiert dieses Programm und Beweisziel. Das Papier skizziert seinen weiteren Denkweg in der Sache und bringt weiterführende Hinweise zur Diskussion des ontologischen Argumentes in der Neuzeit und Moderne.